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Perfektionismus und übermässiger Selbstanspruch: Ein zweischneidiges Schwert im Profisport



Im Herzen des sportlichen Wettbewerbs liegen nicht nur physische Fähigkeiten, sondern auch ein mentales Spiel. Als Sport Mentaltrainer und Sport Mental Coach begegne ich häufig Athletinnen und Athleten, die mit den Herausforderungen von Perfektionismus und übermässigem Selbstanspruch kämpfen. Diese Eigenschaften, oft als treibende Kräfte hinter aussergewöhnlichen Leistungen angesehen, können ohne angemessenes Management zu mentalen Blockaden führen.


Woher kommt übermässiger Perfektionismus?

Wissenschaftliche Studien weisen darauf hin, dass Perfektionismus aus einer Kombination von persönlichen und umweltbedingten Faktoren entsteht. Persönliche Faktoren umfassen Charakterzüge wie ein hohes Mass an Selbstkritik und eine starke Angst vor Fehlern. Umweltbedingte Faktoren können den Druck von Trainern, Eltern und der Gesellschaft einschliessen, ständig zu gewinnen und zu übertreffen. Dieser Druck verstärkt die Überzeugung, dass nur Perfektion akzeptabel ist.


Die Doppelgesichtigkeit des Perfektionismus

Perfektionismus und ein hoher Selbstanspruch sind nicht per se negativ. Tatsächlich haben diese Eigenschaften viele Athlet:innen zu aussergewöhnlichen Leistungen geführt. Sie treiben Athleten dazu, hart zu arbeiten, ihre Grenzen zu erweitern und ständig nach Verbesserungen zu streben. Das Problem entsteht, wenn der unerbittliche Drang nach Perfektion zu Angst, Burnout und verminderter Leistung führt. Ein Schlüsselaspekt des Mentaltrainings besteht darin, zu erleben und zu verstehen, dass das Machen von Fehlern ein natürlicher und wesentlicher Teil des Lernprozesses ist. Es geht darum zu erkennen, dass, wenn Fehler gemacht werden, dies nicht das Ende der Welt ist, sondern oft die Entwicklung beschleunigt wird. Dieser Ansatz hilft Athletinnen und Athleten, eine gesunde Perspektive auf Fehler zu entwickeln und sie als Gelegenheiten für Wachstum und Verbesserung zu sehen.


Konstruktiver Umgang mit Perfektionismus

Folgend einige Möglichkeiten um den Umgang mit Perfektionismus und übermässigem Selbstanspruch konstruktiv zu gestlaten:


  1. Nimm Perfektionismus als Teil deiner Persönlichkeit an: Erkenne an, dass dein Drang nach Perfektion dich zu dem gemacht hat, wer du bist. Es geht nicht darum, diese Eigenschaften abzulegen, sondern zu lernen, sie konstruktiv zu nutzen.

  2. Setze realistische Ziele: Perfektionisten neigen dazu, unrealistische oder unnötig hohe Ziele zu setzen. Lerne Ziele zu setzen, die herausfordernd aber erreichbar sind. Dies hilft, Enttäuschungen zu vermeiden und fördert ein Gefühl der Erfüllung.

  3. Fokus auf den Prozess, nicht nur auf das Ergebnis: Entwickle eine Prozessorientierung. Konzentriere dich auf die Schritte, die zu einer Leistungsverbesserung führen, anstatt sich ausschliesslich auf das Endergebnis zu fixieren. Dies kann die Angst vor Misserfolgen reduzieren und die Freude am Sport erhöhen.

  4. Entwicklung einer Wachstumsmentalität: Sieh Fehler und Rückschläge als Lerngelegenheiten an. Eine Wachstumsmentalität ermöglicht es Athleten, Herausforderungen zu umarmen und aus Misserfolgen zu lernen, anstatt von ihnen entmutigt zu werden.

  5. Mindfulness und Selbstmitgefühl praktizieren: Mindfulness kann helfen, den Moment zu leben und den inneren Kritiker zu beruhigen. Selbstmitgefühl fördert eine freundlichere und verständnisvollere Haltung gegenüber sich selbst, besonders nach Misserfolgen oder enttäuschenden Leistungen.

  6. Nimm professionelle Unterstützung an: Ein Mentaltrainer kann mit dir ganz individuelle Strategien erarbeiten, um mit deinem Perfektionismus umzugehen. Dabei kann es das Ziel sein, den Druck zu managen, Selbstvertrauen aufzubauen und vor allem zu erkennen, dass Fehler wertvolle Lernmöglichkeiten sind, die oft zu einer beschleunigten Entwicklung führen.

Fazit

Perfektionismus und ein übermässiger Selbstanspruch müssen nicht deine Feinde sein. Wenn sie richtig gehandhabt werden, können sie kraftvolle Verbündete auf deinem Weg zur Spitzenleistung sein. Indem du lernst, diese Eigenschaften konstruktiv zu nutzen und Fehler als Teil des Lernprozesses zu akzeptieren, kannst du nicht nur deine Leistung verbessern, sondern auch eine gesündere, ausgeglichenere Beziehung zum Sport entwickeln. Erinner dich daran, dass im Zentrum des Erfolgs nicht die Vermeidung von Fehlern, sondern das Wachstum durch sie steht.


©kopfbenzin

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