Juni 2019.
Wie so oft besuche ich an einem Dienstagabend die Rennbahn in Zürich Oerlikon. Sie trägt absoluten Kultstatus und zeigt seit 1921 bei Schönwetter verschiedene Wettkämpfe wie Punkterennen, Scratch- oder Verfolgungs-Rennen. Von der Besuchertribüne aus geniesse ich die Abendsonne und beobachte die Sportler in der Mitte der Rennbahn in ihrer Vorbereitung. Sie wärmen sich auf, sprechen mit ihren Trainern oder tauschen sich mit Mitbestreiter aus. Kurz vor 20.00 Uhr ertönt dann die bekannte Schiedsrichterstimme aus dem Retro-Lautsprecher: Die Fahrer mögen sich bitte bereit machen für das Steherrennen. Das Steherrennen mag ich am liebsten, weil die Rennfahrer mit rund 70 km/h hinter dem Windschatten von Motorrädern alles geben. Der amtierende Schweizermeister Giuseppe Atzeni sticht mir nun ins Auge – nicht nur weil er als Favorit des Rennens gilt, sondern weil er akribisch mit der Faust auf seine Brust schlägt. Er schlägt ein Takt, welcher ein hohes Tempo hat. Es hat den Anschein, als bringe er sich bereits in den Rhythmus, in welchem er nachher in die Pedale treten möchte. Im Sport Mental Training ist mentale Vorstellungskraft ein zentrales Mittel, um sich auf Wettkämpfe einzustimmen. Das Rennen beginnt bereits im Kopf bevor der Körper aktiv ans Limit geführt wird. Giuseppe Atzeni liefert sich gegen Emilien Clère bis zur letzten Runde des ersten Laufs ein Kopf-an-Kopf-Rennen. Knapp vorbei am Zwischensieg, wird er Zweiter. Als Zuschauer sind meine Bedürfnisse aber voll und ganz erfüllt. Ein tolles, spannendes Rennen, begleitet von Tradition, tollen Leuten und aufregenden Augenblicken geht zu Ende.
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